Rinnoji-Tempel
Der Rinnoji-Tempel wurde 766 n. Chr. vom buddhistischen Mönch und Heiligen, Shodo (735–817), gegründet. Er hatte beschlossen, ein religiöses Zentrum in Nikko zu gründen, und nachdem er den Nara-Buddhismus studiert hatte, musste er sich vielen Schwierigkeiten stellen, bevor er schließlich Nikko erreichte. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Tempel von seinen bescheidenen Ursprüngen als einfache Strohhütte, zu einer riesigen Anlage aus schönen Hallen und Schreinen. Der Tempel erhielt die Schirmherrschaft des Tokugawa-Shogunats, das von 1603 bis 1867 in Japan herrschte. Heute ist der Tempel eine der größten und wichtigsten religiösen Einrichtungen des Landes. Er umfasst das Taiyuin-Mausoleum, einen nationalen Schatz, sowie achtunddreißig weitere wichtige Kulturgüter.
Von der einfachen Hütte zu prächtigen Hallen
Obwohl das erste Gebäude, das Shodo und seine Anhänger 766 n. Chr. errichteten, kaum mehr als eine einfache Strohhütte war, arbeiteten sie eifrig daran, dieses abgelegene Areal in eine prosperierende Tempelanlage umzuwandeln. Innerhalb eines Jahrhunderts nach seiner Gründung war der Einfluss des Rinnoji-Tempels bereits so soweit gewachsen, dass selbst die mächtigsten Geistlichen in Kyoto, der damaligen kulturellen und politischen Hauptstadt Japans, den Tempel besuchten und so zu seiner Entwicklung beitrugen. Dank der Leidenschaft, mit der sich die Gläubigen der Entwicklung des Tempels hingaben, etablierte sich der Rinnoji schnell zu eine der größten religiösen Institutionen des Landes und dieser Prozess währt bis heute fort.
Zwei Schreine und ein Tempel
Heute beherbergt Nikko den buddhistischen Rinnoji-Tempel und zwei shintoistische Schreine, den Nikko Futarasan und den Nikko Toshogu. Es ist nicht allzu lange her, als alle drei unter einer einzigen Führungsstruktur vereint waren, die zusammen als Nikkozan bekannt sind. Nikkozan verband Buddhismus und Shinto, eine einzigartige japanische Verschmelzung der beiden Traditionen, die Shinbutsu-shugo genannt wird. Nach dem Ende der Samurai-Herrschaft im Jahr 1867 beschloss die neue Regierung 1871, eine klare Unterscheidung zwischen den beiden Religionen vorzunehmen. Sie erließ eine Verordnung zur Trennung von Shinto und Buddhismus, die alle religiösen Institutionen im Land dazu zwang, sich entweder dem Shintoismus oder dem Buddhismus anzuschließen. Nikkozan mit seiner mehr als tausendjährigen Geschichte der Verschmelzung der beiden Glaubenssysteme, konnte sich nicht so leicht für eine Seite entscheiden. Stattdessen wurde er in drei Teile geteilt, wodurch das gegenwärtige System aus zwei Schreinen und einem Tempel zustande kam.
Wo Berge Buddhas sind
Der jahrhundertelange Synkretismus zwischen Shintoismus und Buddhismus in Nikko schuf besondere Glaubenssätze. Da der Shintoismus eine Religion ist, die auf der Verehrung von Naturgeistern beruht, die sich physisch in der Umwelt befinden, gelten die drei großen Berge in der Region – Berg Nantai, Berg Nyoho und der Berg Taro – als Gottheiten. Die drei buddhistischen Hauptgottheiten des Rinnoji-Tempels – Senju-Kannon, Amida-Nyorai und Bato-Kannon – werden auch als Inkarnation dieser Berge betrachtet, und umgekehrt.
Politisches Patronat
Im frühen 17. Jahrhundert, als das Tokugawa-Shogunat das Patronat für die Nikkozan Tempelanlage übernahm, wurden die ikonischsten Strukturen des Tempels errichtet. 1613 setzte Tokugawa Ieyasu (1543–1616), der erste Tokugawa-Shogun, seinen engsten religiösen Berater, den Hohepriester Tenkai (1536–1643), als Oberpriester von Nikkozan ein und befahl ihm, den Tempel wiederherzustellen. Vor allem beaufsichtigte Tenkai den Bau des Toshogu-Schreins und die Einschreinung des Geistes von Ieyasu dort, als Schutzgottheit für Ostjapan. Später führte Ieyasus Enkel, Iemitsu (1604–1651), die Unterstützung von Nikkozan durch den Tokugawa-Clan fort. Er arbeitete daran, ihn in einen der prächtigsten Tempel im Land zu machen. Sein Mausoleum, das eindrucksvolle Taiyuin, wurde in Nikko nach seinem Willen erbaut. Dank der Bemühungen dieser drei Persönlichkeiten – Ieyasu, Tenkai und Iemitsu – wurde Nikkozan zu der großartigen Anlage aus Schreinen und Tempeln, wie wir sie heute sehen.
Kaiserliche Führung
In den frühen Tagen der Tokugawa-Herrschaft arbeitete Ieyasu daran, eine enge Beziehung zur kaiserlichen Familie aufzubauen, um die Legitimität seiner Herrschaft über das Land zu sichern. Mitte des 17. Jahrhunderts führte dies dazu, dass Nikkozan als Monzeki-jiin bezeichnet wurde – ein Tempel, dem ein Prinz der kaiserlichen Familie vorstand, der ein buddhistisches Gelübde abgelegt hatte. „Prinz Rinnoji“, der dem Tempel vorstand, war auch Oberhaupt der Tempel Kan'eiji in Tokio und Enryakuji in der Nähe von Kyoto. Beide hatten einen hohen Stellenwert innerhalb des Tendai-Buddhismus. Während der Zeit des Tokugawa-Shogunats genossen die Mitglieder der kaiserlichen Familie politische und religiöse Diskretion, und es bildete sich eine enge Beziehung zwischen dem Tokugawa-Shogunat und der kaiserlichen Familie, die über zwei Jahrhunderte bestand.